Williams: Experiment ohne KERS

Die KERS-Warnschilder

sind bei Rubens Barrichello im Moment überflüssig

Brawn und Red Bull haben die Saison 2009 dominiert, obwohl sie im Gegensatz zu den vermeintlichen Topteams McLaren, Ferrari und BMW von vornherein auf den Einsatz des damals noch neuartigen Hybridsystems KERS verzichteten. Damals konnte der Gewinn an Motorleistung die Nachteile in Sachen Gewicht und Balance nicht wirklich aufwiegen.

Seither sind die KER-Systeme um rund zehn Kilogramm leichter geworden und das Mindestgewicht der Formel-1-Boliden wurde angehoben. Ausserdem gilt zumindest momentan eine festgelegte Gewichtsverteilung, sodass man auch ohne KERS keine grossen Vorteile mehr gewinnen kann. Dennoch hat sich Williams auf dem Nürburgring erstmals auf das Experiment eingelassen, KERS bei Rubens Barrichello absichtlich auszubauen. Die Briten versprechen sich davon vor allem weniger Balanceprobleme beim Bremsen, weil der ruppige Effekt entfällt, wenn KERS zur Aufladung der Batterien die Hinterachse anzapft. "Außerdem hast du dann mehr Ballast, den du zur Optimierung der Gewichtsverteilung verwenden kannst", erklärt Technikchef Sam Michael. Und, nicht zu vergessen: Für den Fahrer entfällt eine Sache mehr, auf die er sich sonst konzentrieren muss.

Sinn und Zweck der Nürburgring-Aktion ist, direkte Vergleiche zwischen Barrichello (ohne KERS) und Pastor Maldonado (mit) aufzustellen. Das Experiment soll auch in einer Woche in Budapest fortgesetzt werden, aber bleibt KERS vielleicht sogar die ganze restliche Saison außen vor? "Weiß ich noch nicht", entgegnet Michael und sucht nach Ursachen für die Probleme: "Wir müssen uns genau anschauen, was mit dem Auto passiert, wenn die Batterien aufgeladen werden." Interessant: In Silverstone, wo Zwischengas-Motorenmappings zur effizienteren Anströmung des Diffusors einmalig verboten waren, hatte Williams plötzlich keine Schwierigkeiten mehr mit der Bremsbalance, wenn KERS von der Hinterachse Energie abzapfte. Das lag daran, dass Cosworth das Mapping bei dieser Gelegenheit nicht auf den Diffusor abstimmen musste, sondern Freiraum hatte, um auf die Bremsen Rücksicht zu nehmen.

"In Silverstone, als wir den Diffusor nicht anströmen durften, konnten wir auf einen Motorenmodus wechseln, mit dem wir die Zündung nutzen konnten, um das Bremsen zu kontrollieren", erinnert sich Michael. "Das war viel besser, aber es geht eben nicht beides gleichzeitig - dazu ist der Motor nicht in der Lage. Wir können entweder das Anströmen des Diffusors haben oder die Zündungsunterstützung für die Bremsbalance."

24.7.2011