Webber: "Wir waren nicht schnell genug"

Mark Webber

war nach dem dritten Platz am Nürburgring nicht nach Jubeln zumute

Der Pole-Position am Nürburgring wollte Mark Webber - wie schon 2009 - den Sieg folgen lassen, doch daraus wurde nichts. Beim Großen Preis von Deutschland 2011 musste sich der Australier hinter Lewis Hamilton (McLaren) und Fernando Alonso (Ferrari) einreihen und staubte so "nur" den dritten Platz ab. Immerhin: Teamkollege Sebastian Vettel lag als Vierter noch hinter Webber. Aus diesem Grund zeigt sich Webber in der Pressekonferenz zufrieden, hat aber "gemischte Gefühle"...

Frage: Mark, eine weitere Pole-Position, die du leider nicht in einen Sieg ummünzen konntest. Was denkst du darüber?


Mark Webber: Ja, wir waren einfach nicht schnell genug. Ich tat, was ich konnte und war zufrieden mit meiner Leistung. Ich denke, diese Jungs hatten einfach dieses kleine Quäntchen mehr, das man brauchte - vor allem zum Ende der Stints hin. Sie hatten etwas mehr Spielraum und das machte uns bei der Strategie einen Strich durch die Rechnung. Wir wissen, wo wir uns verbessern müssen. Ich hätte nicht viel mehr herausholen können. Ich bin trotzdem enttäuscht, nicht gewonnen zu haben. Wir drei hatten aber alle einen relativ ruhigen Tag. Es war ein guter Kampf um die Boxenstopps herum. Ich habe durchaus gemischte Gefühle, obwohl es ein weiteres gutes Ergebnis ist. Dafür musst du auf einem sehr hohen Niveau fahren. Wir lernen einfach weiter dazu. Wir machen gute Fortschritte, müssen uns aber weiter steigern.

In den beiden ersten Stints wart ihr alle eng beisammen, dann öffnete sich plötzlich eine kleine Lücke. Gab es ein Problem mit den Reifen oder war das strategisch bedingt?

Das ist eine sehr komplexe Geschichte. Es ist schwer zu erklären, weshalb sich manchmal hier und da einige Lücken auftun. Ich denke, ich hatte auf diesem einen Reifensatz in Q2 bereits drei Runden zurückgelegt - zwei schnelle und eine langsame. Das war vermutlich der schlechteste Reifensatz für unser Rennen. Einmal verbremste ich mich zudem an der Hinterachse, als wir vor der Schikane waren. Das passierte Lewis ebenfalls einmal. Da verlor ich eineinhalb bis zwei Sekunden, was gleich zu Beginn des Stints geschah, als ich versuchte, an Fernando dranzubleiben. Die Autos verhalten sich allesamt unterschiedlich. Es kommt auf die Spritladung an. All diese Dinge müssen mit einbezogen werden. Auf einmal liegst du ein, zwei Zehntel pro Runde zurück und der Abstand vergrößert sich - anders als direkt nach dem Start. Auch wenn man nahe beisammen ist, kann dir DRS die Chance geben, dem Gegner dichtauf zu folgen. Wenn aber keiner von uns den Heckflügel aktivieren kann, dann zeigt sich unweigerlich das wahre Tempo.

Sprechen wir über den Start...

Der war keine grosse Sache. Ich führte das Rennen an.

Immerhin, oder?

Lewis hatte einen fantastischen Start und kam besser weg als wir. Dann ging es in den ersten Teil des Rennens. Es ist immer schwierig, den Druck auf deinen Vordermann aufrecht zu erhalten. Im ersten Stint gelang mir das hinter Lewis aber ganz gut. Wir wissen allerdings, dass die Reifen ziemlich stark nachlassen, wenn man jemandem dichtauf folgt. Es ist also immer die Frage, wie nahe man jemandem vor den Stopps folgen will, ob man den DRS-Abstand einnehmen möchte oder dergleichen. Nur: Man belastet seine Reifen dabei ziemlich. Das Rennen wird umso härter, wenn deine Reifen allmählich hinüber gehen, aber so ist es nun einmal. Beim Boxenstopp kam ich schließlich an ihm vorbei und führt im Mittelstint das Feld an. Bei der folgenden Runde der Reifenwechsel gingen dann gleich beide an uns vorbei. Fernando blieb eine Runde länger draußen und schnappte sich Lewis und mich. Lewis holte ihn sich dann auf der Außenseite von Kurve drei. Ich versuchte ein ähnliches Manöver gegen Lewis, doch es wurde zu eng. Ich war nicht weit genug voraus, um die Kurve für mich gewinnen zu können. Insgesamt habe ich einfach gemischte Gefühle. Ich denke nicht, dass ich mehr hätte erreichen können. Meiner Meinung nach fuhr ich das Auto am Limit, wie alle von uns. Lewis verdient den Sieg. Fernando, alle, machten über weite Strecken des Grand Prix' sehr viel Druck. Dann kommt es einfach auf das Teamwork bei den Boxenstopps an, und ob alles zusammenpasst. Unterm Strich bin ich enttäuscht darüber, nicht gesiegt zu haben. Ich werde in Budapest aber von Neuem angreifen. Wir müssen das Auto am Rennsonntag verbessern. Das ist uns bewusst. Das ist ein Bereich, der in den vergangenen Rennen offenbar wurde. Darum müssen wir uns ziemlich bald kümmern.

Liegt das an deinem Fahrstil oder den Entwicklungsteilen?

So ist es schon seit zweieinhalb Jahren. Das Auto war bisher immer am Samstag sehr schnell und am Sonntag normal und ausreichend schnell, um Siege einzufahren. In Silverstone und am Nürburgring fiel es uns aber nicht so leicht. Seb konnte beim letzten Mal nicht viel nach vorne ausrichten, dieses Mal war ich in dieser Position. Hut ab vor unserer Konkurrenz. So ist es einfach. Es ist aber klasse, dass jetzt nur vier Tage folgen, ehe wir es erneut versuchen können.

Ist Budapest eine Strecke, die dir liegt?

Ich denke, das Auto sollte dort ziemlich gut funktionieren. Ja. Andererseits: Es kommt ganz auf die Reifen an. Wie wir im vergangenen Jahr sehen konnten, ist Budapest ein bisschen wie der Mittelsektor am Nürburgring.

Der WM-Spitzenreiter, Sebastian Vettel, kam erstmals 2011 nicht in die Top 3. Sehen wir ab sofort einen engen Kampf zwischen dir, Sebastian und Lewis Hamilton sowie Fernando Alonso?

Ja, das hoffe ich doch.

Was verschafft dir die Zuversicht, dass es dazu kommen wird? Sind es die Leistungen am Nürburgring oder die Entwicklungssprünge, welche die Topteams machen?

Nun, in den vergangenen drei Rennen schob es sich etwas zusammen. Man vergleicht sich natürlich immer mit der Konkurrenz. Beim vergangenen Event kassierten wir eine Niederlage und hier setzte es erneut eine Schlappe. Man muss kein Einstein sein, um zu bemerken, dass wir weiter hart arbeiten müssen. Wir hatten einen phänomenalen Lauf und verfügen noch immer über eine klasse Führung bei den Konstrukteuren. Seb belegt nach wie vor den ersten Platz in der Fahrerwertung, doch man muss trotzdem konstant sein und dazulernen. Wir haben aber gute Leute in der Fabrik und die Zuverlässigkeit ist immer noch gut. Jenson Button fiel am Nürburgring vorzeitig aus, was für uns einen Bonus darstellt. Wir müssen einfach weiter kräftig schuften und Druck machen.

Am Nürburgring musste Red Bull erstmals in diesem Jahr eine richtige Niederlage einstecken. Dieses Mal gab es keine Fehler beim Boxenstopp und dergleichen - McLaren und Ferrari waren einfach besser. Ist das die Wende im Titelkampf?

Ich denke nicht, dass wir einen vier Sekunden langen Boxenstopp für das Ergebnis von Silverstone verantwortlich machen können. In Silverstone wurden wir schlicht und ergreifend besiegt, fertig. Es ist also nicht das erste Mal, dass wir verloren haben. Das ist jetzt das zweite Rennen. Wird es in der zweiten Hälfte der Meisterschaft so weitergehen? Schwierig zu sagen. Wir reisen in einer Woche schließlich an eine Strecke weiter, die uns etwas besser liegen sollte. Schauen wir einmal. Wenn wir einen Trend sehen, dann, dass wir samstags etwas Gesellschaft haben, aber nicht in Problemen stecken. Am Sonntag kommt es derzeit jedoch ein bisschen dicker für uns. Fernando konnte schon in der Türkei und in Valencia mithalten, Lewis war am Rennsonntag in Barcelona zur Stelle. Warten wir ab. Es ist noch ein wenig früh, aber es ist nicht so... Seb hatte einen guten Lauf, doch... Ich denke, im vergangenen Jahr waren wir dominanter als 2011. Es ist nur einfach so, dass wir es damals einfach nicht auf die Reihe kriegten. Jetzt sind wir unterm Strich immer zur Stelle. Letztes Jahr waren wir aber vielleicht noch besser. Seb hatte einen sehr guten Lauf, doch die Siege waren eng. Der Vorsprung betrug keine 20 Sekunden oder dergleichen.

25.7.2011