Rückkehr der Testfahrten: Nur, wenn es Sinn macht

Zurück in die Zukunft?

Schon bald könnte sich entscheiden, ob wieder vermehrt Testfahrten zugelassen werden

Seit 2009 sind Testfahrten während der Saison verboten, doch nun denken die Verantwortlichen der Formel 1 darüber nach, einzelne Probeeinheiten wieder zu erlauben. Der Hintergrund ist, dass auf diese Weise neue Technologien besser zur Rennreife gebracht werden könnten - und junge Fahrer hätten so die Chance, sich in einem Formel-1-Auto zu beweisen und für Höheres zu empfehlen.

Deshalb steht das Fahrerlager der Königsklasse der Wiedereinführung von Testfahrten durchaus aufgeschlossen gegenüber. Allerdings in eingeschränktem Rahmen, wie Sam Michael, Technischer Direktor bei Williams, betont. "Einen zusätzlichen Test lasse ich mir einreden, aber wenn wir wieder vier, fünf mehr Tests haben, wird es schwierig." Die Kosten sollen nicht ins Unermessliche steigen. Bis 2008 unterhielten die Rennställe für Probefahrten sogar noch eigene Testteams - und so weit soll es auf keinen Fall wieder kommen. Nico Rosberg (Mercedes) stimmt zu. Dem Deutschen wäre es "gleich, ob getestet wird oder nicht", sofern sich die "Kostenseite für die Teams" in einem akzeptablen Rahmen bewege. "Darauf liegt das Hauptaugenmerk", gibt der Silberpfeil-Fahrer zu Protokoll.

Mehr Tests sind ausdrücklich erwünscht

Teamkollege Michael Schumacher, der zu Zeiten von unbegrenzten Testfahrten viele Stunden auf den Ferrari-eigenen Strecken verbrachte, plädiert indes ganz klar für mehr Probeeinheiten. Das Testen im Freien Training sei "viel komplizierter" für die Teams, meint der Routinier. "Die Mannschaft muss intensiver arbeiten, denn man muss möglichst viele neue Teile ans Auto bringen", sagt Schumacher. Und das, nur um zu sehen, ob die jeweiligen Elemente überhaupt funktionieren. "Es ist mit großem Stress verbunden, so zu testen, und manchmal geht dafür die bestmögliche Vorbereitung auf das Wochenende drauf", erklärt der siebenmalige Weltmeister. "Es ist aber für alle gleich und man muss sich darauf einstellen." Trotzdem wünscht sich Schumacher ein paar mehr Testchancen pro Jahr. "Gar keine Tests während der Saison zu haben, ist schon sehr ungewöhnlich für eine Sportart auf diesem Niveau", meint der Mercedes-Fahrer. "Dass sie im Verhältnis zu früher eingeschränkt werden, ist sicher vernünftig. Jetzt aber teilweise zurückzukehren, ist auch vernünftig", hält Schumacher fest. Die Frage ist nur, wie die Teams der Formel 1 eine solche Mehrbelastung stemmen könnten.

Nur Ersatzpiloten und Nachwuchs bei Testfahrten?

"Der Nachteil ist: So eine Saison ist für alle sehr hart", sagt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Wir testen zwar gerne, aber trotzdem. Besonders für die Mechaniker und die Jungs im Team ist die Saison unglaublich anstrengend." Man werde sich am Nürburgring zusammensetzen, um im Kreise der Teamverantwortlichen eine Diskussion zur Wiedereinführung der Testfahrten anzustossen. "Ich sehe Vor- und Nachteile, aber ich denke, es wäre eine gute Gelegenheit für junge Fahrer und Ersatzfahrer, ein paar Kilometer auf den Buckel zu bekommen", meint Whitmarsh und bringt damit noch einen neuen Aspekt ans Tageslicht: "Ich halte es nicht für notwendig, Rennfahrer an solchen testen zu lassen." Damit könnte die Formel 1 gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Teams hätten zwar einen finanziellen Mehraufwand, würden gleichzeitig aber sicherstellen, eine solide Entwicklungsarbeit zu betreiben und ihre Ersatzpiloten fitzuhalten. Parallel dazu könnten sich junge Fahrer mit dem Umfeld der Formel 1 vertraut machen - und das ohne den Druck bei einem Rennwochenende. Noch steht aber nichts fest. Michael: "Wir müssen unsere Optionen diskutieren."

24.7.2011