Heidfeld: "Es ist kein Wunschkonzert"

Nick Heidfeld

hofft auf einen trockenen Grossen Preis von Deutschland 2011

Für Nick Heidfeld lief es in der Qualifikation zum Grossen Preis von Deutschland nicht nach Wunsch. Der deutsche Renault-Fahrer verpasste die Top 10 nur knapp und nimmt das Rennen am berühmten Nürburgring "nur" von der elften Position aus in Angriff. Heidfeld wertet dieses Ergebnis aber auch als Aufwärtstrend, schliesslich scheint Renault langsam aber sicher wieder etwas besser in Fahrt zu kommen. Vor allem vom neuen Auspuff verspricht sich der Formel-1-Routinier sehr viel.

Frage: Nick, Platz elf in der Qualifikation am Nürburgring. Was fehlte am Ende zum Einzug in die Top 10?


Nick Heidfeld: Es war knapp, denn es fehlten nur ein paar Hundertstel, um in die Top 10 zu gelangen. Das ist natürlich ärgerlich. Wir hatten generell etwas zu viel Übersteuern und verloren zu viel Zeit. Es ist blöd. Manchmal geht es halt so herum, manchmal halt andersherum.

Bist du unzufrieden mit deinem Abschneiden?

Wenn es so knapp ist... Es gibt immer Stellen, an denen du noch ein paar Hundertstel finden kannst. Ich denke, den Umständen entsprechend war das nicht schlecht. Ich hatte einfach nicht viel Zeit, um das Setup herauszufahren. Rang elf ist zwar nicht perfekt, aber eine Ausgangslage, mit der man leben kann. Witali wurde Neunter. Hoffentlich können wir mit beiden Autos in die Punkte fahren.

Dass du deine Reifen frei wählen kannst, bringt bei einem Regenrennen nicht sonderlich viel...

Nein, es bringt nichts, Elfter zu sein.

Was ist drin für dich beim Deutschland-Rennen?

Das kommt ganz auf das Wetter an. Im Augenblick sieht es so aus, dass es regnen wird. Hier am Nürburgring ist es aber immer schwierig, eine Vorhersage zu treffen. Einerseits ist das gut, weil so kann alles passieren. Andererseits waren wir in diesem Jahr im Regen nicht besonders zufrieden mit dem Auto. Abgesehen von Valencia fuhren wir im Rennen im Trockenen immer etwas besser. Deswegen würde ich mir trockene Bedingungen erhoffen. Es ist aber kein Wunschkonzert. Wir müssen einfach das Beste daraus machen.

Könntest du dich mit einem Regenrennen arrangieren?

Ich sage es schon seit einigen Rennen: Im Nassen erbringt dieses Auto keine sonderlich gute Leistung. Andererseits: Im Regen kann vieles passieren. Du brauchst eine gute Strategie und musst die richtigen Entscheidungen bei den Reifen treffen. Es geht auch darum, das Auto auf der Strecke zu halten.

Weshalb ist das Fahrzeug im Nassen nicht so gut?

Das schauen wir uns derzeit noch an. Wir haben zwar einige Ideen, doch noch haben wir kein komplettes Verständnis dafür aufgebaut. Es ist aber offensichtlich: Sobald es anfängt zu regnen, verlieren wir im Vergleich zu den Anderen massiv an Boden. Witali und ich sind normalerweise schnell im Regen. Toll ist die Situation nicht, aber damit müssen wir leben.

Kannst du uns sagen, wie es um den Auspuff bei Renault bestellt ist?


Ich fuhr die Ausbaustufe in den beiden Freien Trainings am Freitag. Das war gut, denn so konnten wir viele Dinge lernen und viele Kleinigkeiten ausprobieren. Wir entschieden uns aber dazu, für den Samstag wieder auf das alte System zurückzurüsten. Ich denke, wir bleiben in dieser Hinsicht am Ball. Ich weiss es noch nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass wir es in Budapest mit dem anderen System noch einmal probieren. In dieser einen Woche neue Teile zu produzieren, dürfte recht knapp werden. Ich lasse mich einfach überraschen.

Kostete dich das Ausprobieren neuer Teile zu viel an Trainingszeit?

Ja, wir hatten nicht allzu viel Zeit, um das Auto abzustimmen. Wie ich aber schon sagte: Ich würde es genau so wieder tun, denn wir müssen einen Schritt nach vorne machen. Wir brauchen die neuen Teile.

Wie kam es dazu, dass ihr den neuen Auspuff doch noch nicht einsetzt?

Es war keine einfache Entscheidung. Wir hatten uns einen Eindruck verschafft und warfen dann einen Blick in die Daten. Nachdem wir alle Informationen gesichtet hatten, entschlossen wir uns dazu, das alte Modell erneut heranzuziehen. Wir werden da aber dran bleiben, denn es steckt definitiv Potenzial darin. Wenn es so funktioniert, wie es das in der Theorie tun sollte, dann wäre es auf jeden Fall eine Verbesserung. Es ist nicht unmöglich, so ein System zum Laufen zu bringen. Für uns ist es halt ein grosser Schritt. Weil man an einem Freitag aber nur begrenzt Zeit hat, ist es einfach nicht sehr wahrscheinlich, dass dergleichen von jetzt auf gleich funktioniert.

Verändert sich durch die neue Position des Auspuffs auch die Balance des Autos?

Die Balance hat sich verändert, das stimmt. Es sollte damit aber trotzdem eine Möglichkeit geben, schneller zu sein.

Wie erging es euch mit den anderen Updates?

Im Hinblick darauf, wo wir noch vor ein paar Rennen standen, ist es eine klare Verbesserung. In Silverstone lagen wir auf den Positionen 14 und 16 und waren nicht sehr schnell. Dass wir uns heute weiter vorne qualifizieren konnten, ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Ich hoffe, das ist ein Wendepunkt für uns. Wir sagen schon seit geraumer Zeit, dass wir unsere Probleme verstanden haben. Es ist halt nicht so einfach, die Veränderungen am Auto umzusetzen. Hier haben wir erstmals einen Hinweis darauf, wieder in die richtige Richtung zu gehen.

Heisst das, es gab in letzter Zeit viele Fortschritte im Windkanal?

Ja, allerdings. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sich das sofort in Verbesserungen am Auto niederschlägt. In den nächsten Rennen sollte jedoch einiges kommen - einfach, weil wir solche Fortschritte machen.

In den vergangenen Jahren fuhrst du mit vielen Formel-1-Motoren. Welches dieser Aggregate ist dir am liebsten? Bitte mit Begründung...

Gerade, was die PS angeht, kann man die Motoren nur schwer miteinander vergleichen, wenn du nicht gerade von einem Tag auf den anderen einen Wechsel durchführst. Ich denke, der Toyota-Motor sticht hier aber heraus, denn dieses Triebwerk hatte nicht viel Power. Den Mercedes fuhr ich im vergangenen Jahr nicht, also kann ich nichts dazu sagen. Mir gefällt der Renault-Motor, denn das Gesamtpaket ist in meinen Augen sehr gut. Ob dieses Aggregat weniger PS hat als die anderen, weiss ich nicht. Ich halte das für ein Gerücht. Ich denke, niemand kennt die genauen Zahlen jedes Triebwerks. In meinen Augen stimmen Power und Fahrbarkeit. Auch der Benzinverbrauch ist in Ordnung - und das ist wichtig. Ich kenne auch Motoren, die über die Distanz wesentlich mehr an Leistung einbüßen. Das ist ein entscheidender Faktor, weil ein Motor über viele Rennen halten muss. Bei Renault gibt es da keine Probleme. Insgesamt hat Renault also ein gutes Paket, denke ich.

Die Zukunft der deutschen Kurse wird diskutiert. Welche Strecke gefällt dir besser: der Hockenheimring oder der Nürburgring?

Mir gefällt der Nürburgring, das Layout dieser Strecke besser. Hockenheim fand ich früher sehr schön, als es noch die langen Geraden gab. Jetzt ist der Kurs nicht schlecht, doch der Nürburgring ist spannender. So, wie es bisher lief, fand ich es aber gut. Ich hoffe, dass man das wieder so regeln kann.

23.7.2011