Webber: Der WM-Titel wäre grossartig

Die teaminterne Statistik ist klar:

Mark Webber ist 2012 noch ohne Sieg

Mark Webber befindet sich 2011 in seiner fünften Saison bei Red Bull. Dass diese nicht die Letzte sein wird, wurde im Rahmen des Rennens ins Spa-Francorchamps besiegelt. Auch im kommenden Jahr wird der Australier für die Bullen antreten und wahrscheinlich letztmals um den Fahrertitel kämpfen, den er 2010 nur knapp verpasst hatte.

"Es war nicht einfach für mich, in so ein aussergewöhnliches Cockpit wie das des Red Bulls zu steigen", erklärt er gegenüber der 'FAZ'. "Aber so war mein Weg, und andere haben früher beinahe genauso lange auf eine derartige Gelegenheit warten müssen: Mansell, Senna oder Häkkinen. Aber dieser Sport hat sich verändert, junge Fahrer wie Sebastian Vettel oder Lewis Hamilton saßen wesentlich früher in einem schnellen Auto. Sie konnten im Simulator trainieren, die Leistung der Boliden ist geringer als früher, die Rennstrecken sind viel sicherer - all das macht es leichter für junge Piloten. Natürlich ist es noch immer schwer, schnell unterwegs zu sein, aber in den 1990er-Jahren brauchtest du dafür noch viel mehr Erfahrung", analysiert er.

Webber zählt mit nun 35 Jahren zu den Piloten mit der meisten Erfahrung. Dennoch fühlt er sich nicht zu alt für die Formel 1: "Fakt ist, dass ich noch immer richtig gut drauf bin, und ich es liebe, mich dort draussen mit den anderen Kerlen zu messen. Ich spüre mein Alter dabei nicht. Als ich diese '35' auf der Geburtstagskarte von meinen Eltern gesehen habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass dieses Alter real sein soll. So fühle ich mich nicht. Ich bin vielleicht einfach nur ein bisschen vernünftiger geworden."

Nach den Stationen Minardi, Jaguar und Williams führte 2007 der Weg ins noch junge Red-Bull-Team. In der 2009er-Saison hatte Webber erstmals ein siegfähiges Auto, das ihn zwei Saisonsiege ermöglichte. Dennoch stand der Australier fortan im Schatten seines Teamkollegen: "Leider war Sebastian mein Teamkollege, als ich zum ersten Mal ein richtig gutes Auto bekam. Es gibt andere Fahrer, die hatten da mehr Glück", bemerkt Webber. "Schauen wir uns Jenson Button an. Der hatte 2009 einen phänomenalen Rennwagen bei Brawn und mit Rubens Barrichello einen Kollegen, den er schlagen konnte. Das habe ich auch versucht, Sebastian und ich hatten im vergangenen Jahr einen sensationellen Kampf. Aber er hat ihn gewonnen. Dazu habe ich ihm gratuliert", fügt der aktuelle WM-Zweite hinzu.

Auch ohne WM-Titel sieht er seine Zeit in der Formel 1 nicht als unvollständig an. "Natürlich wäre es grossartig, diesen Titel zu gewinnen, nichts anderes ist mein Ziel", stellt Webber klar und ergänzt: "Aber wenn du dich mehr als zehn Jahre in der Formel 1 halten kannst, dann bist du nicht gescheitert. Dann kann ich nicht so viel falsch gemacht haben." Nach der Saison 2012 bei Red Bull scheint es, als ob der sechsfache Grand-Prix-Sieger seine Karriere beenden wird. Was danach kommt, ist aber noch nicht klar: "Ich habe keine Ahnung. Seit ich 13 Jahre alt bin, bewege ich mich in dieser Welt. In meinem Leben ging es immer um Rennen und Geschwindigkeit, das ist etwas, was ich verstehe. Wenn ich plötzlich auf die Idee käme, Fotograf zu werden, dann würde ich vermutlich scheitern", so Webber.

27.8.2011