McLaren-Mercedes enttäuscht: Die Pole war das Ziel

Bei McLaren-Mercedes macht man keinen Hehl daraus,

dass man enttäuscht ist, dass Sebastian Vettel dem Team die Pole-Position weggeschnappt hat

Das ganze Wochenende über hatte McLaren-Mercedes dominiert - bis zur letzten Minute in der Qualifikation. Doch dann war Sebastian Vettel wieder einmal zur Stelle und schnappte Lewis Hamilton die Pole-Position um 0,141 Sekunden weg. Teamkollege Jenson Button qualifizierte sich in Abu Dhabi mit lediglich neun Tausendstelsekunden Rückstand auf Hamilton auf dem dritten Rang.

"Es wäre schön gewesen, sich die Pole-Position zu sichern, aber Red Bull ist wie immer im dritten Qualifying-Durchgang sehr schnell", so Hamilton. "Dennoch haben wir unser Auto an einen Punkt gebracht, an dem es auf bestimmten Strecken besonders gut funktioniert, und wir scheinen hier immer sehr gut zu sein. So konkurrenzfähig zu sein, wie wir dies an diesem Wochenende waren, ist sehr ermutigend. Wir stehen in der ersten Reihe, von dort aus können wir ein gutes Rennen haben. Zum ersten Mal ist zudem seit ziemlich langer Zeit auch meine Longrun-Geschwindigkeit ziemlich gut. Ich denke, dass wir zudem mehr Benzin an Bord hatten als einige der anderen Teams. Fakt ist, dass ich im Hinblick auf den morgigen Tag sehr optimistisch bin. Ich hoffe, dass ich einen guten Start haben kann, ich möchte wirklich als Erster in die erste Kurve einbiegen. Falls ich das nicht kann, werde ich Sebastian so dicht wie möglich folgen, werde alles geben, um ihn nicht mehr als eine Sekunde davon ziehen zu lassen, und dann werde ich in den DRS-Zonen an ihm vorbeikommen. Im vergangenen Jahr startete ich als Zweiter, aber ich bremste in der ersten Kurve zu früh und überliess Sebastian die Kurve. Ich habe ihm jedoch gerade gesagt, dass ich das Morgen nicht noch einmal zulassen werde."

"An diesem Wochenende war ich nicht wirklich in der Lage, eine Balance zu finden, die perfekt zu mir passt", so Button. "Das Auto hat sich zum Qualifying ziemlich stark verändert. Im Qualifying hatte ich mit dem Heck zu kämpfen, aber während des Qualifyings hatte ich plötzlich hinten mehr Haftung und massives Untersteuern, das Auto fühlte sich also völlig anders an. Natürlich gibt es ein paar Dinge, die man im Qualifying unternehmen kann, um dem entgegenzuwirken, also nutzen wir alles, was wir verwenden konnten, um das Auto ordentlich zum Arbeiten zu bewegen, und als Ergebnis dessen fühlte ich mich viel glücklicher. Der dritte Rang ist kein schlechter Startplatz, hoffentlich werden wir morgen einen auf die Red Bull gutmachen."

"Es mag ein wenig unerzogen klingen zu sagen, dass wir mit dem zweiten und dritten Platz heute ein wenig enttäuscht sind, aber um ehrlich zu sein, in Wahrheit sind wir es", so Teamchef Martin Whitmarsh. "Der zweite und der dritte Rang sind ein ziemlich gutes Ergebnis, eine Plattform, auf der man morgen tatsächlich gewinnen kann. Aber mir macht es nicht aus, zuzugeben, dass wir heute die Pole-Position im Visier hatten. Lewis und Jenson leisteten heute dennoch gute Arbeit, und wenn wir nach vorne blicken, so sind dies beides großartige Rennfahrer und wir denken, dass wir für morgen ein starkes Paket haben. Unsere Longrun-Geschwindigkeit war das gesamte Wochenende über beeindruckend, und wir glauben, dass wir sowohl auf dem härteren als auch auf dem weicheren Reifen gut in Form sind. Die Leute tendieren die Meinung zu haben, dass es in Abu Dhabi schwierig ist zu überholen - und das ist es auch. Aber es gibt hier zwei DRS-Zonen und natürlich auch den alles entscheidenden Windschatten bis zur ersten Kurve. Darüber hinaus muss man die Strategie hinbekommen, und lasst uns einfach sagen, dass wir es zum Ziel haben, morgen Nachmittag den Druck aufzubauen!"

Hamilton: "Meine Runde war nicht spektakulär"

Lewis Hamilton startet am Sonntag mit Sebastian Vettel aus der ersten Reihe


Nach den Freien Trainings schien die Pole-Position von Abu Dhabi eine Angelegenheit für die beiden McLaren-Piloten zu werden, doch Sebastian Vettel (Red Bull) fing die Briten noch erfolgreich ab. Der amtierende Weltmeister setzte sich in seiner Schlussrunde an die Spitze und verwies Lewis Hamilton noch auf den zweiten Platz. In der Pressekonferenz spricht Letzterer über diese Niederlage und erklärt, warum er trotzdem mit einem sehr positiven Gefühl in das vorletzte Saisonrennen geht.

Frage: Lewis, McLaren und du hattet das Wochenende bisher im Griff. Denkst du, ihr habt genug getan?

Lewis Hamilton: Nein, nein. Es war eine gute Session für mich. Ich denke, es waren zuletzt ein paar ziemlich gute Tage für mich, um ehrlich zu sein. Für mich persönlich ist es im Hinblick auf das vergangene Rennen doch eine grosse Verbesserung. Ja, wir waren schnell und das Auto fühlte sich auch gut an. Am Ende war ich aber so schnell, wie nur irgend möglich auf dieser Runde. Es war kein besonders guter Versuch, denn mein Anlauf in Q2 war deutlich besser. So ist es aber nun einmal. Glückwunsch an Sebastian. Er fuhr eine grossartige Runde. Wie immer war er sehr, sehr schnell. Das Rennen ist aber erst am Sonntag und das ist der Tag, auf den es ankommt."

Platz zwei für dich im Qualifying. Du gingst hier bisher immer aus der ersten Reihe an den Start. Welche Seite ist besser beim Losfahren?

Ja, darüber machte ich mir auch schon Gedanken. Ich bin mir aber nicht richtig sicher. Ich denke, nachdem wir den Randstein befahren, ziehen wir alle rüber. Die Seite der Pole-Position ist gewiss ein bisschen sauberer als die linke Seite, aber einen allzu grossen Unterschied dürfte es da nicht geben. Ich bin zufrieden mit dem Samstag. In der ersten Startreihe zu stehen und keine Strafen zu haben, ist ein Segen für mich. Ich kann mich auf den Sonntag freuen.

Du bist dicht dran an Sebastian. Seine Reserven scheinen hier nicht allzu gross zu sein...

Ja. Wie ich schon sagte: Meine Runde war nicht weiter spektakulär. Keiner meiner Versuche in Q3 war richtig gut. In den beiden ersten Teilsessions sah das Auto richtig gut aus, doch schon in Q2 spürte ich eine leichte Tendenz zum Untersteuern. Das ist einfach die Grenze des Fahrzeugs. In den Schlussrunden machte ich maximal Druck, konnte mich aber einfach nicht mehr verbessern. Ich denke, hier und da lag da noch etwas Zeit herum. Manchmal bist du eben obenauf, manchmal nicht. Überall hätten wir vielleicht noch ein paar Zeitspäne herausholen können, doch das gelang mir eben nicht. Ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung.

In deiner Aufwärmrunde lagst du zwischen den beiden Ferraris. Könnte das deine Vorbereitung beeinträchtigt haben? Wäre es möglich gewesen, deine Rundenzeit aus Q2 zu unterbieten?

Ich weiss es nicht. Es war es sicher nicht ideal, dass ich hinter Fernando (Alonso) landete. Er versuchte natürlich, Abstand zu nehmen. Felipe (Massa) machte von hinten so viel Druck, als wollte er mich überholen. Hätte ich ihn vorbeigelassen, wären hinter ihm weitere Piloten gekommen. Es war keine einfache Position, die ich da innehatte. Es ging darum, einen möglichst grossen Abstand nach vorne zu haben, ohne mich selbst zu beeinträchtigen. Ich denke, es waren sechs Sekunden, die ich hinter Fernando lag. Schon möglich, dass ich dabei etwas verlor. Das spielt jetzt aber keine Rolle, denn ich bin Zweiter und freue mich auf das Rennen.

Wie kannst du Sebastian vom Sieg abhalten? Hast du einen Plan? Gibt es etwas Bestimmtes, das du tun kannst?

Ich denke, es kommt darauf an, einen guten Start zu erwischen - zumindest von meiner Seite aus. Ich weiss nicht mehr genau, ob es im vergangenen Jahr war, als... War es im vergangenen Jahr, dass ich als Zweiter losfuhr und du (Vettel) auf der Pole standest? Ja. Ich erinnere mich an die erste Kurve. Ich bremste eher und liess ihn durch. Dergleichen habe ich für Sonntag nicht im Sinn. Es liegt also an ihm. Wenn ich nicht als Erster in die erste Kurve einbiege, möchte ich ihm so dicht wie möglich auf den Fersen bleiben. Wir haben zwei Überholzonen, also muss ich innerhalb einer Sekunde bleiben. Es ist aber hart, einem vorausfahrenden Auto zu folgen. Ich denke, wir haben die Geschwindigkeit. Unsere Longruns sahen im Training sehr gut aus. Hoffentlich ist uns das eine Hilfe. Noch besser wäre es natürlich, einen besseren Start als Red Bull zu haben. Schauen wir einmal.

Du hattest jetzt zwei gute Tage. Wie wichtig ist es für dich, nun auch ein sauberes Rennen zu haben? Was kannst du tun, damit das klappt?

Nun, ich stehe ja schon einmal vor Felipe (Massa). Das ist also eine Hilfe. Beim Rennsport kommt vieles auf die mentale Komponente an. Selbst, wenn du glaubst, bereit zu sein, bist es vielleicht nicht. An diesem Wochenende fühle ich mich frisch. Ich hielt mich aus allem Ärger heraus. Das macht einen grossen Unterschied aus und kommt deinem Selbstvertrauen zugute. Ich fühle mich stark und gut vorbereitet. Es gibt also keinen Grund, weshalb wir nicht auf unserer aktuellen Position oder weiter vorne ankommen sollten.

Es hat den Anschein, als würde McLaren mehr und mehr auf Red Bull aufholen...

Nun, die Sache ist die: In den vergangenen Monaten veränderten wir am Auto so gut wie gar nichts. Wir arbeiten ja schon seit geraumer Zeit am Fahrzeug für 2012. Wir sind einfach an einem Punkt, an dem das Auto auf manchen Strecken besser funktioniert als andernorts. Aus irgendwelchen Gründen scheinen wir in Abu Dhabi stets sehr schnell zu sein. Das ist positiv und toll für das Team. Schön ist, dass wir bereits am neuen Auto arbeiten, aber mit diesem Rennwagen noch immer mithalten können. Wir sind nahe dran. Sie haben aber irgendetwas in Q3, das gewisse Extra, das ihnen in den vergangenen Jahren immer noch etwas mehr Zeit verschaffte. Keine Ahnung, wo sie das Bisschen her haben. Ich hoffe nur, im kommenden Jahr steht es ihnen nicht mehr zur Verfügung. Es ist, als ob sie einen Hebel umlegen und plötzlich mehr Abtrieb haben. Vielleicht drehen sie den Motor höher oder dergleichen. Das kann einen grossen Unterschied ausmachen. Wir haben diverse Einstellmöglichkeiten, die wir aktivieren können, um mehr Abtrieb zu generieren. Sie könnten etwas haben, das darüber hinausgeht. In den vergangenen zwei Jahren hatten wir einfach Probleme, da mitzuhalten. Wir sind trotzdem nahe dran und können kämpfen. Jenson und ich können uns also nicht beschweren. Es hätte besser laufen können, ja, aber dieser Tag ist trotzdem besser als viele andere.

Hättest du angesichts des grossen Rückstands vor Saisonbeginn gedacht, hier in Abu Dhabi vorne mit dabei zu sein und um den Sieg zu kämpfen?

Ja, definitiv. Das scheint uns recht oft zu gelingen. Das war 2009 oder auch 2010 der Fall. Angesichts unserer Fähigkeiten, aufzuholen, muss man sich nur einmal vorstellen, was passiert, wenn wir eine Saison ganz vorne beginnen. Jetzt sind wir halt die Jäger.

Wem spielen die Temperaturwechsel in Abu Dhabi in die Karten? Eher McLaren oder eher Red Bull?

Niemandem, denke ich. Red Bull scheint besser darin zu sein, die Reifen abzukühlen. Sie nehmen ihre Pneus auch nicht so hart ran wie wir. Wenn es heiss ist, schnellen die Temperaturen der Reifen meist rasch in die Höhe. Bei kühleren Bedingungen sollte es für uns also etwas besser sein. Unsere Pneus müssten sich dabei etwas besser verhalten. Sie werden trotzdem gut sein. Die Verhältnisse verändern sich hier natürlich, doch dagegen kannst du nichts machen. Du tust einfach nur, was du tun musst.

Ein Wort noch zu Sebastien Loeb, der dieser Tage seinen achten WM-Titel im Rallyesport perfekt machte. Was hältst du davon?

Er ist bei Weitem der Beste.

Button: "Es ist ein Balanceakt"

Jenson Button trägt Bart für den guten Zweck und fährt von Startplatz drei los


Jenson Button tat sich in Abu Dhabi bislang recht schwer, kam mit seinem McLaren aber trotzdem auf ein gutes Tempo. Dies war auch in der Qualifikation der Fall, doch in Sebastian Vettel (Red Bull) und Lewis Hamilton (McLaren) waren gleich zwei Piloten knapp schneller als der Ex-Champion von 2009. In seiner Medienrunde erläutert Button seine Sicht zum Abschneiden in der Qualifikation und spricht auch über seine Aussichten für den Großen Preis, den er am Sonntag nur zu gerne gewinnen würde.

Jenson, Platz drei im Qualifying von Abu Dhabi. Stellt dieses Ergebnis für dich und das Team eine Überraschung dar?

Ich würde es nicht eine Überraschung nennen, denn wir kennen ja das Tempo des Autos. Es ging vielmehr darum, die richtige Balance zu finden. An diesem Wochenende fühlte ich mich dahingehend nicht zu einhundert Prozent wohl, doch wir konnten die Situation verbessern. Wir probierten unterschiedliche Dinge aus und fanden im Qualifying schließlich die richtige Spur. In Q3 ging es aber seltsam zu, denn es aufgrund der kühleren Strecke gab es plötzlich weniger Grip. Nach der Pause zwischen Q2 und Q3 reagierte das Auto manchmal etwas anders. In gewisser Weise war das gut für mich, denn ich hatte keinen Abtrieb auf die Vorderachse gebracht. Das gesamte Wochenende über hatte ich mit einem nervösen Heck zu kämpfen gehabt. In der Qualifikation hatten wir dann unheimlich viel Untersteuern. Es ging also mehr in die Richtung, die ich mag. In den engen Sektionen zum Ende der Runde brauchst du aber ein gut einlenkendes Auto und das hatte ich nicht. Es war keine schlechte Runde. Unser Auto scheint hier gut zu funktionieren. Es ist aber nicht perfekt. Seb leistete gute Arbeit und stellte sein Fahrzeug auf die Pole-Position. Wir müssen ihn am Sonntag also von hinten herausfordern.

Du warst neun Tausendstel langsamer als...

Ich weiss, ich weiss. Entschuldigung, ich geriet ein bisschen in Rage. Ich sagte: Ich weis. Bitte fahre fort...

Das muss doch ein zufriedenstellendes Ergebnis für dich sein, wenn man deine Probleme mit dem Auto bedenkt...

Ja. Ich war über das gesamte Wochenende hinweg recht zufrieden mit der Balance. Ich denke aber nach wie vor, dass noch mehr im Auto drin ist. Man muss es nur finden, um damit auch das Heck zu unterstützen. Damit hatte ich zu kämpfen, wie ich schon sagte. Ich hatte ein nervöses Heck und das mag ich nicht. Vor der Qualifikation und beim Start der Qualifikation probierten wir ein paar Dinge aus. Es fühlte sich ein bisschen besser an, doch plötzlich hatte ich unheimlich viel Untersteuern. Damit fühlte sich die Balance ganz anders an. Unterm Strich war es aber doch recht gut. Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Runde und den Verbesserungen, die wir am Auto umsetzen konnten. Während des Zeittrainings darfst du nicht so viel verändern, also spielten wir mit unseren Optionen herum. Es war eine recht gute Runde.

Auf welcher Reifenmischung treten deine Balance-Probleme denn am meisten auf?

Im Hinblick auf einen Longrun sind die weichen Pneus sicherlich die bessere Wahl, denke ich. Das Gripniveau bei viel Sprit stimmte bei diesen Reifen. Hoffentlich macht sich das auch am Sonntag bemerkbar.

Hättest du zum Beginn des Wochenendes gedacht, es mit Red Bull aufnehmen zu können oder sogar schneller zu sein?

Das kennen wir ja schon. Wir waren im Training sehr gut unterwegs, doch da zogen wir ja auch unser eigenes Ding durch. Wir absolvierten unser Programm und dabei geht es nicht darum, am Tagesende der Schnellste zu sein. Das passiert einfach. Wir machen offensichtlich etwas Anderes als Red Bull. Das haben wir schon öfter beobachtet und daher rechneten wir damit, dass sie schnell sein würden. Ja, es ist immer eine Herausforderung, sie zu schlagen und Seb hinter dir zu lassen, wo er in diesem Jahr doch eine ungeheuere Konstanz in der Qualifikation an den Tag legt. Im Rennen dürfte es ähnlich schwierig werden. Wir sind aber mehr als konkurrenzfähig und sollten im Rennen um mehr kämpfen können als im Qualifying.

Apropos Qualifying: Ist es eigentlich ein gutes Rezept, nicht ganz zum Schluss zu fahren? Sebastian Vettel setzte nicht nur heute den letzten Schuss...

Der Letzte auf der Strecke zu sein, ist manchmal keine gute Sache. Wie Lewis in Suzuka feststellen musste, sucht sich dabei nun eben jeder seine Lücke. Du kannst eine ganze Runde verlieren, wenn du versuchst, um 0,001 Sekunden besser zu sein, weil die Strecke dann besser sein sollte. Es ist ein Balanceakt. Ich denke, wir taten das Richtige.

Was für ein Rezept legst du dir für den Start zurecht? Hast du einen Plan?

Ja, ein guter Start ist wichtig. Das ist vom dritten Platz aber deutlich schwieriger als vom zweiten Rang, also warten wir ab. Wie ich schon sagte: Wir haben ein recht gutes Rennauto. Ob das stimmt oder nicht, werden wir am Sonntag sehen. Es fühlt sich aber ziemlich gut an. Ich denke allerdings nicht, dass es nur um den Start geht.

Du sagtest schon am Freitag, dass der verstellbare Heckflügel keine grosse Hilfe beim Überholen sein würde. Stehst du noch immer zu dieser Meinung?

Ja. Selbst mit dem verstellbaren Heckflügel wird es schwierig sein, zu überholen. Hoffentlich werden wir im Rennen aber etwas ganz Anderes erleben. Ich möchte nicht Dritter werden. Schauen wir einmal, aber die Überholzonen scheinen noch immer etwas kurz zu sein. Am Freitag fuhr ich ab Kurve acht mit aktiviertem Heckflügel, konnte aber trotzdem niemanden überholen. Warten wir einmal ab, wie es im Rennen funktioniert. Hoffentlich haben wir dann ein paar Möglichkeiten. Das Rennen ist lang, sehr lang. Es wird ein paar Boxenstopps geben, die man unbedingt richtig hinbekommen muss. Was auf Seiten der Reifen passieren wird, wissen wir nicht. Wir wissen aber immerhin mehr als Seb.

Kommt es am Sonntag auf die Boxenstopps an?

Überholen ist hier deutlich schwieriger als auf anderen Kursen. Wir kommen aus einer sehr langsamen Kurve heraus auf die unheimlich lange Gerade. Der Knackpunkt ist aber: Wenn dein Vordermann eine halbe Sekunde vor dir auf das Gas geht, hast du keine Chance. Das ist knifflig. Du musst ja erst einmal nahe genug herankommen, um den verstellbaren Heckflügel überhaupt einsetzen zu dürfen. Es wird also nicht nur darauf ankommen. Wir haben zwei unterschiedliche Reifenmischungen und manche Piloten scheinen zumindest mit einer Sorte so ihre liebe Not zu haben. Das ist schön zu sehen. Vor uns liegen zwei bis drei Reifenwechsel, denke ich. Die Boxenein- und Ausfahrt sind hier ebenfalls nicht ohne. Schauen wir einmal, wie sich all dies gestaltet. Hoffentlich können wir eine Neuauflage von Suzuka starten. Mit viel Sprit sollten wir gut aussehen.

Die Fahrer scheinen sich darin einig zu sein, dass die Überholzonen hier nicht effektiv genug sein könnten...

Ja, sie wurden heute noch einmal verlängert. Manche Leute waren damit nicht sehr einverstanden, was auf die Getriebeübersetzungen zurückzuführen ist, die wir gewählt haben. So ist es aber nun einmal. Der Eine hat halt Glück, der Andere nicht. Es ist aber trotzdem sehr schwierig. Warten wir ab, wie das Rennen läuft.

Wie schwierig ist es, ein Verständnis dafür aufzubauen, wo man steht, wenn man bei Tageslicht und auch bei Dunkelheit fährt?

Da muss man schon Vorsicht walten lassen. Generell zieht man hier die meisten Informationen aus den Sessions, die bei Dunkelheit ausgetragen werden. Das wäre also das zweite Freie Training. Das ist die wichtigste Trainingssitzung in Abu Dhabi. Du musst aber unbedingt mit viel und wenig Sprit herumfahren. Es ist schwierig, hier eine Balance zu finden. Die Strecke kühlt zudem sehr stark ab, wenn es mal eine kleine Unterbrechung gibt. Das können auf 30 Minuten durchaus zwei bis drei Grad Celsius sein.

Paul McCarney möchte die britischen Jungs siegen sehen...

Das klingt doch gut. Hoffentlich können wir seinen Wunsch umsetzen.

Wie sehr konzentriert ihr euch eigentlich noch auf die aktuelle Saison?

Nun, all das, was wir jetzt noch lernen können, sollte uns 2012 gut zu Gesicht stehen. Die auspuffangeströmten Diffusoren wird es nicht mehr geben, doch die technische Grundlage der Autos verändert sich nicht. Das gilt auch für die Elektronik. Es ist also wichtig, das jetzige Auto im Hinblick auf das kommende Jahr zu verbessern. Am wichtigsten ist mir aber, den Jungs in der Fabrik eine positive Motivation mit auf den Weg zu geben.

Die Pirelli-Pneus gaben im vergangenen Jahr hier in Abu Dhabi ihr Testdebüt. Wie sehr haben sich die Reifen seither verbessert?

Sie haben sich sehr verbessert. Während der Wintertests gingen wir nicht davon aus, auch nur auf einer Mischung ein Rennen bestreiten zu können. Dafür, dass sie ihre erste Saison bestreiten, leisten sie meiner Meinung nach gute Arbeit. Sie spielen noch immer ein bisschen mit den Mischungen für 2012 herum. Wir hatten auch hier eine Entwicklungs-Mischung am Start. Ich bin mir sicher, es gab Unterschiede zu unserem üblichen weichen Reifen, doch ich spürte sie nicht. Ich glaube trotzdem, dass sie einen großartigen Job machen. Sie wurden ja darum gebeten, die Reifen nicht so haltbar zu machen. Das mischt das Feld etwas durcheinander und sorgt für spannendere Rennen. Hier in Abu Dhabi denken sicherlich ein paar Teams über nur einen Stopp nach, andere beschäftigten sich vielleicht mit zwei oder drei Reifenwechseln. 2010 oder auch 2009 hätte es das vermutlich nicht gegeben. Es ist ein gutes Jahr für Pirelli. Hoffentlich sehen wir 2011 noch weitere Verbesserungen."

Sebastian Vettel stellte mit seiner 14. Pole-Position in diesem Jahr den Rekord von Nigel Mansell ein. Was sagst du dazu?

Wirklich klasse. Ich freue mich für ihn (lacht). Nein, das ist eine tolle Leistung. Das zeigt, dass Sebastian und sein gesamtes Team wirklich gute Arbeit leisten. Sie haben in dieser Saison eine beeindruckende Konstanz. Auf der Pole-Position zu stehen, ist aber nicht alles. Das sahen wir in diesem Jahr. Es bedeutet nämlich nicht automatisch den Sieg. 14 Pole-Positions sind sicher klasse für ihn, doch ich hätte lieber 14 Siege. Das kann er in diesem Jahr nicht mehr schaffen, glaube ich. Gut so (lacht;). Hoffentlich können wir ihn 2012 in seinem Tun etwas einschränken.

Ein Wort über Sebastian Loeb, den nun achtmaligen Rallyechampion...

Ich glaube, 'verrückt' ist nicht ganz das richtige Wort. Am Lenkrad eines Rallyeautos ist er wirklich ein Genie. Er hat nun mehr Titel als Michael Schumacher in der Formel 1 und das alleine ist schon eine grossartige Leistung. Rallyefahren ist unheimlich hart. Ich kann mir nicht vorstellen, es selbst einmal zu tun. Diese Jungs stellen mit ihren Autos wirklich aussergewöhnliche Dinge an. Bei einer gewissen Veranstaltung im Dezember, auf die ich mich schon sehr freue (das Race of Champions in Düsseldorf; Anm. d. Red.), treten wir gegen Rallyefahrer an. Das macht immer großen Spaß und man kann ihr Talent am Lenkrad hautnah erleben. Glückwunsch an Sebastian. Dieses Jahr war es sehr eng. Im kommenden Jahr wird es bestimmt noch viel enger zugehen.

13.11.2011